Mit der Pneumologie ist das in Deutschland so eine Sache. Schaut man sich beispielsweise die Zahl der auf diesen Medizinbereich spezialisierten Ärzte für Lungenheilkunde im Vergleich zur Einwohnerzahl an, dann sind die Pneumologen im internationalen Vergleich unterrepräsentiert“, sagt Dr. Andreas Bastian, Chefarzt der Klinik für Pneumologie und Infektiologie am Marienkrankenhaus Kassel (MKH). Woran das liegt? „Das kann keiner genau sagen“, meint der Mediziner. Denn viele Arztpraxen oder auch Kliniken fühlten sich für pneumologische Fragen kompetent – aber der Dachbereich sei einfach zu komplex: Es gibt so viele Spezialerkrankungen, das können viele nicht abdecken.“
Das kann aber das MKH. Bastian zählt seine Klinik, zu den führenden Anlaufstellen in medizinischen Fragestellungen aus diesem Fachgebiet in Deutschland. Zumal es im MKH eben nicht nur um die stationäre Behandlung geht. Bastians Klinik hat ein eigenes Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ), das von Patientinnen und Patienten auch für ambulante Fragen genutzt werden kann. Ein Wettbewerb mit niedergelassenen Ärzten ist dabei absolut nicht sein Ziel. Vielmehr sieht er das Angebot als Ergänzung – insbesondere auch für komplexere Fragestellungen.
Eigentlich sollte man meinen, dass Corona und die Folgen gerade der Pneumologie einen höheren Stellenwert verliehen hätten – das ist aber laut Bastian nicht so. „Die Corona-Dynamik ist weg“ – so sein Fazit. Die vielen Behandlungen von Patienten mit Lungenproblemen hätten bei manchen zu der Erkenntnis geführt, dass man Pneumologie aufgrund der praktischen Erfahrungen jetzt ins Angebot aufnehmen könne. „Aber – wie überall: Die medizinische Forschung entwickelt sich weiter, man muss sich weiterbilden und dranbleiben.“ Etwas, das er für sein Team betreibt. Und dieses Team besteht aus dem Chef, sechs Oberärztinnen und -ärzten sowie 17 Assistenzärzten. „Wir sind gut besetzt“, sagt der Chefarzt. Und die Klinik hält 66 Betten für die Patienten vor.
Bleibt unter anderem die Frage, welche Anzeichen man beachten und darauf reagieren sollte, um einen Pneumologen zu Rate zu ziehen. Häufigster Fall: Die Menschen mit Husten, Luftnot oder Brustschmerz werden einfach nicht mehr gesund. Fälle, in denen es Sinn macht, mal zu schauen, um welche der vielen Lungenerkrankungen es sich handeln könne, vielleicht auch um eine Allergie – aber natürlich auch um einen Tumor.
Die Patienten, beobachtet man in der Klinik, werden insgesamt jünger. Und der Anteil von Frauen nimmt zu. Bastian erhofft sich in einem Punkt eine nachhaltigere Verbesserung für Patienten, besonders von solchen, die lange geraucht haben oder lange rauchen. Seit 1. Juli dieses Jahres ist das sogenannte long cancer screening in Deutschland zugelassen – also eine Langzeitbeobachtung der Lunge mittels Computertomografie. International gebe es die Erkenntnis, dass über einen Zeitraum von zehn Jahren die Mortalitätsrate um 25 Prozent gesenkt werden könne. Bedeutet für den Patienten: Er muss sich und seine Lunge jährlich checken lassen. Dieses Langzeit-Screening empfiehlt Bastian für Menschen über 50. Einziges Problem: Noch ist nicht klar, ob die Krankenkassen auch wirklich für die Kosten aufkommen.
Abschließend kommt Bastian noch auf ein anderes Thema zu sprechen: Die Rettungsdienste, meint er, könnten bei ihren Transportfahrten noch zielgerichteter die Beschwerden oder Erkrankungen der Patienten berücksichtigen und auf ihre Wünsche eingehen. Natürlich ist die Versorgung für alle Beteiligten leichter, wenn Patienten bereits gut in einem Krankenhaus bekannt sind. So könnten Menschen mit einer pneumologischen Erkrankung dann dort landen, wo sie am besten versorgt würden: In dem Fall eben im MKH.
Text: Horst Seidenfaden / Foto: Harry Soremski
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