Den Weg einfühlsam mitgehen

Im Marienkrankenhaus Kassel sind es derzeit vier Schwestern, die der Congre­gation of the Sisters of Charity of St. Vincent de Paul Manant­havady (Indien) angehören und die in verschie­denen Funktionen im Krankenhaus arbeiten. An ihrer Ordens­tracht sind sie gut im Krankenhaus zu erkennen.

So wie Schwester Betty (54) und Schwester Siji (48). Beide sind in ihren christ­lichen Familien in Indien im Bundes­staat Kerala aufge­wachsen. Beide hatten schon früh in Kindheit und Jugend den Wunsch, ihre Leben Gott und den Menschen zu widmen und als Barmherzige Schwester tätig zu sein. Genau das machen sie jetzt – seit Jahrzehnten. Sr. Siji ist mittler­weile seit zehn Jahren am Marienkrankenhaus, Sr. Betty kam 1992 erstmals nach Deutschland, war zwischen­zeitlich wieder in Indien – und hat nun eine geteilte Stelle in Kassel: Seelsor­gerin und Kranken­pflege auf der Palliativstation.

Indische Schwestern im Marienkrankenhaus KasselNein, aus der Zeit gefallen ist ihre Tätigkeit nicht. Im Gegenteil. Wenn Sie einmal im Vierteljahr einen Gottes­dienst für die Hinter­blie­benen der verstor­benen Patienten anbieten, dann ist der Zuspruch groß. Und zwar über die Konfes­si­ons­grenzen hinweg – Nicht­gläubige kommen genauso zum Abschied­nehmen wie Muslime. Oft ist die Kapelle im zweiten Stock des Kranken­hauses mehr als gut gefüllt.

Dass das Angebot der Stille, des Innehaltens, des Zuspruchs und des Zuhörens angenommen wird, davon künden auch die Eintra­gungen im „Gästebuch“ der Kapelle. Glaube hilft in der Not, das wissen Sr. Betty, Sr. Siji und ihre Mit-Schwestern. Und in der Hoffnung auf Hilfe werden sie im Krankenhaus auch von Patienten und Angehö­rigen angesprochen. Sr. Bettys Devise dabei: „Wo Menschen schwach sind, wo sie mit ihrer Krankheit konfron­tiert sind, versuche ich den Weg einfühlsam mitzugehen.

Ich biete ihnen Halt und eine empathische christ­liche Begleitung. Die Kraft dazu empfange ich aus der Beziehung zu Gott und dem Gebet.“

Auch Schwestern haben Freizeit – diese verbringen sie gerne auch in Gemein­schaft, beim Spazie­ren­gehen im Bergpark, mit Lesen und mit dem, was jeder einzelnen Freude macht. Eines machen sie aller­dings nicht: Indische Restau­rants besuchen. Nein, das Essen passt nicht so recht. Was auch daran liegt, dass jede indische Region ihre eigene Küche hat. Und die von Kerala, die gibt es hier eben nur an einem Ort: Bei den indischen Schwestern im Marienkrankenhaus auf dem Rothenberg in Kassel, wo indische Gastfreund­schaft gepflegt wird.

Text: Horst Seiden­faden / Foto: Harry Soremski


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Artikel Nordhessen Gesund

 

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