„Ach so war das!“: Das Marienkrankenhaus und seine Schwestern

In den Jahren 1902 bis 2012 waren 236 Barmherzige Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul, Mutterhaus Fulda, zunächst im Schwes­ternhaus auf dem Werks­ge­lände der Firma Wegmann und ab 1913 im Marienkrankenhaus in Kassel-Rothen­ditmold tätig. Einige werden besonders erwähnt, nicht von allen existieren jedoch Fotos. Manche sind gegangen und sind vielen von uns doch noch nahe, wie die unver­gessene und so plötzlich heimge­rufene Sr. Hermine M. Enders. Manche von ihnen waren nur kurz hier – andere verbrachten ihr ganzes Leben in diesem Haus, wie zum Beispiel Sr. Hortensia Glöckner: Im September 1914 wurde sie – gerade mal 21 Jahre alt – nach Kassel ins Marienkrankenhaus versetzt. Zu diesem Zeitpunkt gehörten bereits zehn Schwestern dem Konvent an. Oberin war Sr. Helena Mauritius, die bereits ab 1906 in der kleinen Nieder­lassung mit Kinder­garten und Ambulanz auf dem Grund­stück der Firma Wegmann tätig war.

In den Anfängen gab es eine OP-Schwester, eine Röntgen- und Narko­se­schwester, eine Küchen­schwester, eine Schwester für Entbin­dungen, eine Apothe­ken­schwester und einige Kranken­schwestern. Zur Ausbildung für Apothe­ken­schwestern mussten die betref­fenden ins Stadt­kran­kenhaus. Deren Aufgabe war dann Salben, Pillen und Pulver selbst herzu­stellen. Zu manchen Zeiten war die Apotheken- und Narko­se­schwester eine Person und hatte ihren Haupt­ar­beits­platz im OP. Eine Narko­se­schwester gab es den Aufzeich­nungen nach bis 1976 am Marienkrankenhaus. Äther und Chloroform waren gängige Narko­se­mittel. Die Anästhesie war noch keine medizi­nische Fachdisziplin.

Einige waren Originale, wie Sr. M. Leo Hasenauer, von der heute noch die eine oder andere Anekdote überliefert ist. So haben sich beispiels­weise die Ärzte bei ihren Fortbil­dungen über ihre Erfah­rungen mit Sr. M. Leo Hasenauer ausge­tauscht und jeder kannte ihren Lieblings­aus­spruch, der immer dann angewandt wurde, wenn jemand entweder zu übermütig oder aber am Ende war. Dann sagte sie nämlich mit ihrer tiefen und doch so warmher­zigen Stimme: »Reiß Dich am Riemen!«

Es war jeden­falls, wie Fotos belegen, eine wunder­schöne Zeit, die die Schwestern aus dem Mutterhaus in Fulda hier erlebten. Nach 110 Jahren Leben und Wirken der Barmher­zigen Schwestern auf dem Rothenberg hieß es 2012 Abschied nehmen. Es war ein hoffnungs­voller Abschied, denn unsere indischen Schwestern des Mutter­hauses in Mananthavady/Kerala konnten nun ihren ersten indischen Konvent im Marienkrankenhaus eröffnen, um hier zu leben, zu wirken und zu arbeiten. (Text von Sr. Dominika Krönung)

Freuen Sie sich auf die nächsten Posts über unsere Klinikgeschichte.

Ihr Marienkrankenhaus Kassel