Hoffnung für Reizdarm-Patienten: Neue Diagnostik unentdeckter Nahrungsmittelallergien per Konfokaler Laserendomikroskopie im Marienkrankenhaus Kassel
Über 10 Millionen Menschen leiden in Deutschland an chronischen Verdauungsbeschwerden verbunden mit Blähungen, wechselnden Stuhlverhalten und Bauchschmerzen. Die Ursachen für die Symptome sind vielfältig. Oft kommt jedoch nach einer aufwendigen Diagnostik kein Ergebnis heraus, was die Beschwerden ausreichend erklärt. Meist ist dann die Rede von Reizmagen oder Reizdarm. Eine Diagnose, die Patienten in der Regel wenig weiterhilft und nicht selten den Weg zu alternativen Angeboten wie Stuhlanalysen, Darmreinigungs-Therapien bahnt.
„Sicher ist auch bei diesen alternativen Angeboten nicht alles unbegründet, aber neben den hohen Kosten, die Betroffene meist selbst leisten müssen, fehlt fast immer ein klares diagnostisches oder therapeutisches Konzept. Zudem vermisst man bei diesen alternativmedizinischen Methoden einen wissenschaftlichen Hintergrund, den wir in Form von Studien oder Versuchen im Alltag sonst bei jedem Medikament oder jeder medizinischen Anwendung als Grundbedingung voraussetzen“, sagt Dr. Gero Moog, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie am Marienkrankenhaus Kassel.
„Uns war in der Vergangenheit bereits klar, dass bei einem Teil der Patienten mit einem sogenannten Reizdarm-Syndrom eine Nahrungsmittelallergie ursächlich ist. Der Begriff Nahrungsmittelallergie beschreibt übrigens nicht die sehr häufige Milchzuckerunverträglichkeit oder die auch immer wieder nachzuweisende Fruchtzuckerintoleranz. Hier handelt es sich um Verdauungsenzymmängel, die nichts mit einer Allergie zu tun haben,“ erklärt der Darmexperte. Die echte Nahrungsmittelallergie kann sich in klassischen Allergiesymptome wie Niesen, Hautrötungen und Asthma-artigen Beschwerden äußern oder aber auch in Verdauungsstörungen.
„Doch sind nur abdominelle Symptome nach Kontakt mit dem Allergen vorhanden, wird die Diagnose schwierig und lässt sich häufig nicht mit den klassischen Allergietesten erreichen. Und genau dies ist das Einsatzgebiet der neuen konfokalen Laserendomikroskopie, die wir im Marienkrankenhaus Kassel anwenden. Durch dieses Verfahren erreichen wir während einer normalen Gastroskopie mit Hilfe eines Lasers eine bis 1200-fache Vergrößerung der Schleimhaut. Dadurch ist es uns möglich, die Zellen und die Zellstrukturen der Darmschleimhaut zu erkennen“, so Moog. Liegt eine Störung der Zellarchitektur und der Zellverbände vor, kommt es spontan zu Defekten der Darmwand, die man unmittelbar erkennen kann. Dies ist für das entsprechende Bild eines sogenannten „leaky“- deutsch „Leck -, ein Phänomen, was früher als nicht real eingestuft wurde, was aber mittels dieser Lasertechnik sehr gut nachzuweisen ist. „Treten dieses Phänomen und andere Veränderungen der Zellen erst nach Kontakt mit verschiedenen Allergenen auf, die unter endoskopischer Sicht auf die Schleimhaut gesprüht werden, ist die Allergie gegen das betreffende Allergen bewiesen“, so der Gastroenterologe.
„Die konfokale Laserendomikroskopie kann allerdings noch sehr viel mehr. Sie kann, ohne dass Biopsien durchgeführt werden müssen, maligne Krebszellen erkennen oder in Zysten malignes von nicht malignen Geweben unterscheiden.“ Zusammenfassend also eine faszinierende neue Technik, die vor allem im Bereich der Reizdarm-Patienten eine neue Chance bietet, die Diagnose zu revidieren und die Symptomatik der Betroffenen ursächlich zu behandeln.
Mehr Infos unter: Klinik für Gastroenterologie